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© Frank Kleinbach

Enzbrücke, Schloss Kaltenstein, Evangelische Stadtkirche, Vaihingen an der Enz

Gunda Förster: »FLIESSENDE TRÄNEN FUNKELN«

Die Berliner Künstlerin Gunda Förster hat das künstliche Licht der Glühbirnen, Leuchtröhren und Scheinwerfer zu einem elementaren Werkzeug und Gegenstand ihrer Kunst gemacht. In ihren Installationen macht sich Förster all diese unterschiedlichen Formen des Lichts zunutze und lässt dabei den Fokus zwischen der Präsenz des Ortes und der des Publikums wandern. Neonbuchstaben werden immer wieder zu Trägern offener Botschaften, die sich auf poetisch magische Weise mit dem Ort ihrer Umgebung verbinden.

In Vaihingen an der Enz leuchteten im Panorama der nächtlichen Stadt, inspiriert durch den historisch geprägten »Vaihinger Dreiklang«, drei in großen blauen LED-Buchstaben gearbeitete Worte: An der Brücke über die Enz strahlte das Adjektiv FLIESSENDE, am Schloss leuchtete das Substantiv TRÄNEN und am Turm der Stadtkirche erschien das Verb FUNKELN.

Inhaltlich und grammatikalisch ergaben diese Worte einen poetischen, fast märchenhaften Satz, sie konnten aber auch für sich stehen. In ihrer Bedeutung waren sie immer auch mit ihrem jeweiligen Ort verbunden. Die Künstlerin übermittelte dem Publikum mit ihren Worten jedoch keine festgefügte Botschaft, sondern bot diese als Ausgangspunkt und Anlass an, sich den konkreten Ort und den Raum zu vergegenwärtigen und in einen Prozess der Assoziationen, Erinnerungen, Emotionen und Fragen zu gelangen. Topografie, Geschichte, Wissen und das bewusste Nichtwissen regten die Reflexion über das Sehen und die Wahrnehmung mit all ihren Ebenen an.

Die Künstlerin

Die Berliner Künstlerin Gunda Förster arbeitet seit den 1990er-Jahren mit raumgreifenden Lichtinstallationen, Video, Dia, Fotografie und weiteren Medien und Materialien. Ihre Installationen konfrontieren das Publikum immer wieder mit den Grenzen des sensorisch Erträglichen. Eine permanente Arbeit ist der 2012 realisierte, mit sonnengelb leuchtenden Lichtlinien strukturierte »Tunnel« im Gebäude des Deutschen Bundestags in Berlin. Aufgrund der sich zur Mitte hin verdichtenden Leuchten eröffnet sich eine außergewöhnliche Perspektive und eindrucksvolle Wahrnehmungsqualität. Förster hat an der Hochschule der Künste in Berlin studiert. Seit 2015 hat sie die Professur Kunst im Kontext von Architektur und Design an der Hochschule Wismar inne.

Herkunftsland

Deutschland

Website der Künstlerin

Der Ort

© Frank Kleinbach

Die Enz lieferte früher das Wasser für die in Vaihingen betriebene Gerberei, bis etwa 1910 wurde sie auch für die Flößerei genutzt. Heute erfreuen sich vor allem Stocherkahn- und Kanufahrer an ihr. Die 1513 erbaute Evangelische Stadtkirche wurde mehrfach durch Feuer beschädigt und erhielt ihre heutige Form teilweise nach dem Stadtbrand von 1693. Das Kircheninnere wurde 1892/93 umgebaut und die Orgel erhielt ihren jetzigen Platz. Schloss Kaltenstein, der frühere Sitz der Gaugrafen und Wahrzeichen der Stadt, wurde bereits 1096 urkundlich erwähnt. Später diente es als Garnison und Lazarett, ab 1842 als Arbeitshaus. Bis Ende 2014 war es Sitz eines christlichen Jugenddorfes.

Adresse

Ecke Enzgasse/Auricher Straße, Kirchplatz 3, Schloss Kaltenstein
71665 Vaihingen an der Enz