
Engelbergturm, Leonberg
Jeongmoon Choi: »Lines up. Lighthouse«
Die südkoreanische Künstlerin Jeongmoon Choi schafft dreidimensionale Strukturen aus dünnen, bläulich leuchtenden Linien. Mit UV-Licht reflektierenden Fäden, die sie zu komplexen geometrischen Gittern im dunklen Raum spannt, löst sie die eindeutige Situation der bespielten Innenräume auf. Das zurückstrahlende Licht der Fäden lässt den Ort vibrieren. Die durchlässigen Fadenstrukturen gehen eine Beziehung mit dem Kontinuum des Raums ein. Es entsteht ein Eindruck von Unendlichkeit und doch bleiben die physischen Grenzen der architektonischen Situation als verschwommene Schatten im Hintergrund sichtbar.
Die Arbeit »Lines up. Lighthouse« im Leonberger Engelbergturm nahm Bezug auf die ehemalige Funktion des Ortes als Wasserturm. Mit ihren durch den gesamten Turm aufsteigenden Fadenstrukturen bildete Choi die Schwingungen des nach oben fließenden Wassers nach.
Der Wasserfluss in einem an das Wassernetz angeschlossenen Turm erfolgt allein mit Hilfe des aus der Schwerkraft resultierenden hydrostatischen Drucks. Als Kontrast zur Schwere des Wassers benutzte Choi die Fäden, die im Einzelnen fragil sind, aber in strengen und gebündelten Strukturen eine klare Stärke und Kraft besitzen. Die Besucher konnten in ihrem Gang durch die massive Architektur des ehemaligen Wasserturms die Anwesenheit des Elements Wasser als Lebensspender und Naturkraft so wieder erfahren. Zugleich thematisierte die Künstlerin auch das fragile Verhältnis von menschlicher Kontrolle und Naturgewalten. Sie entlarvte die den Menschen schützende Architektur als etwas Instabiles, das nur vorübergehend existent ist.
Die Künstlerin
Die 1966 in Seoul, Südkorea, geborene Künstlerin Jeongmoon Choi hat ursprünglich Malerei studiert. Ihre ortsspezifischen, durch UV-Licht hervorgehobenen Fadenzeichnungen tragen den malerischen Impuls weiter. Die in der Dunkelheit versinkenden Räume werden zu dreidimensionalen Arbeitsflächen. Choi interessiert das Spannungsverhältnis zwischen dem Fragilen der Fadenstrukturen und der Massivität der Räume. Ihre geradezu virtuell anmutenden Strukturen erschaffen ein Gedankenfeld über analoge und digitale »Positionen«, über Strukturen, Bewegungen und Perspektiven im Raum. Jeongmoon Choi hat an der Universität Sungshin in Seoul sowie an der Hochschule für Bildende Kunst in Kassel studiert. Die international ausstellende Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin und Seoul.
Südkorea
Koreanisches Kulturzentrum, Berlin
Der Ort
Die seit dem 16. Jahrhundert übliche Bezeichnung »Engelberg« geht auf Endberg zurück. Dies ist der Berg am Ende des von Stuttgart nach Nordwesten verlaufenden Höhenzugs mit einer Höhe von 480 Meter. Der 34,7 Meter hohe Engelbergturm, einst als Wasserturm gebaut, ist das Wahrzeichen der Stadt Leonberg und mittlerweile zu einem beliebten Ausflugsziel geworden. Nach 123 Stufen erreicht der Besucher die Aussichtsplattform im fünften Stock, von der sich eine fantastische Aussicht bietet.
Engelberg 4 (Zufahrt von der Stuttgarter Straße)
71229 Leonberg