
Karlsplatz, Schorndorf
John Wood und Paul Harrison: »Night and Day«
Was für Kistenformen gibt es, in die ein menschlicher Körper hineinpasst? Was passiert, wenn man auf einem Halbrund steht? Wie interagiert man mit einem Holzbrett oder einem Stuhl, der einen stößt? Was kann man mit zwölf Deckenleuchten in einem nicht allzu großen Raum machen?
Das Künstlerduo Paul Harrison und John Wood zeigt in seinen Videoarbeiten zugleich nüchterne wie humoristische Experimente. Die Handlungen finden dabei immer in neutralweißen, kubusförmigen Räumen, meist in ihrem Studio, aber auch mal auf der Ladefläche eines fahrenden Lastkraftwagens statt. Die Interaktion zwischen den handelnden Figuren und den minimalistisch-skulpturalen Objekten bewegt sich dabei zwischen Kalkül und Vergeblichkeit.
Über der E-Bike-Station auf dem Schorndorfer Karlsplatz war im endlosen Loop die Videoarbeit »Night and Day« zu sehen.
Paul Harrison und John Wood untersuchten darin auf ihre Art statische und bewegliche Requisiten, den Sound der Umgebung und aufgezeichnete Geräusche in der Interaktion mit den unterschiedlichsten Formen künstlichen Lichts. Das Licht geht an: Zwei an der Wand lehnende Stühle werden zur absurden Skulptur; das Licht geht aus und wieder an: zwei an der Wand stehende Personen (die Künstler) werden zu Protagonisten eines Stummfilmplots: »They were in the right place«; aus immer neuen Variationen in verschiedenen Höhen herabhängender Leuchten entwickelt sich eine Art Lampenballett; ein Satellit fällt zur Erde; zwei Figuren tanzen wie wild.
Aus den lose aneinandergereihten Akten und Aktionen entstand eine filmische Performance voller Komik über die Triumphe und Beschwerlichkeiten des Kunstschaffens und das Überleben als Künstler. Das Licht wurde darin zum metaphorischen und skulpturalen Nebendarsteller.
Die Künstler
John Wood, geboren 1969 in Hongkong, und Paul Harrison, geboren 1966 in Großbritannien, können als Pendant zu Laurel und Hardy der Kunst beschrieben werden. Sie machen Einkanal- und Multi-Screen-Video-Arbeiten, Drucke, Zeichnungen und Skulpturen. Mit ihren nicht immer erfolgreichen Experimenten mit Bewegung und Materialien, die, wie der Kritiker Tom Lubbock schreibt, häufig »Skulpturale Pannen« sind, setzen Harrison und Wood eine enorme Erfindungskraft, subtile Slapstick und einen Hauch Melancholie frei. Sie zeigen die Inspiration und den Schweiß – sowie die gelegentliche Verzweiflung – die hinter jedem kreativen Akt steckt. John Wood und Paul Harrison arbeiten seit 1993 zusammen. Sie leben und arbeiten in Bristol, Großbritannien.
Großbritannien
Der Ort
Der Karlsplatz in Schorndorf liegt direkt am Bahnhof und gleichzeitig am Rande der Altstadt. Er ist Treffpunkt sowie Dreh- und Angelpunkt in der Innenstadt: Hier halten die Schorndorfer Linienbusse, hier befindet sich die E-Bike Station und für hier schuf Werner Pokorny beim Bildhauersymposium 1997 die Cortenstahl-Plastik »Haus mit durchbrochener Form«, die fester Bestandteil des Schorndorfer Skulpturenrundgangs mit derzeit 36 Arbeiten ist.
Karlsplatz
73614 Schorndorf