
Treppenpfad außerhalb der Stadtmauer bis zum Schlossbergplateau, Herrenberg
Katharina Heubner, Martina Kändler und Susan Helen Miller: »Vertex«
576 Megapixel eines digitalen Bildes kann das menschliche Auge erfassen, besagen einige der zahlreichen Berechnungen zur visuellen Wahrnehmungsfähigkeit. Diesen Wert nahmen die Künstlerinnen Katharina Heubner, Martina Kändler und Susan Helen Miller als Referenzgröße für ihre Arbeit »Vertex«. Sie transformierten die vom Weg vor der historischen Stadtmauer aus sichtbaren Lichtpunkte der Stadt Herrenberg fragmentarisch in eine Struktur 576 analoger Pixel. Diese wurden in Form selbstleuchtender Pflastersteine entlang der Pfade zur Schlossruine gesetzt. Das Sonnenlicht lädt die Steine tagsüber auf, so dass sie das gespeicherte Licht in der Dunkelheit wieder abgeben können. In ihrer Anordnung spiegeln die Steine die städtischen Lichtpunkte.
Das Prinzip des digitalen Bildes, die Addition einzelner Bildpunkte, wird in der Arbeit »Vertex« zum Strukturprinzip der skulpturalen Anordnung. Indem die 576 Bildpixel in der Ebene der Wege ausgebreitet werden, wird der abgebildete städtische Kontext nur noch als loses Gefüge erfassbar. Eingelassen in den Boden werden die 576 Bildpunkte begehbar, die sonst nur im Reich des Digitalen existieren. So überführt »Vertex« die Lichter des Panoramas der Stadt Herrenberg in eine abstrakte Struktur, die dank ihrer fluoreszierenden Materialität in der Nacht sinnlich erfahrbar wird.
Die Künstlerinnen
Die Künstlerinnen Katharina Heubner, Martina Kändler und Susan Helen Miller arbeiten wiederholt zusammen. Erste gemeinsame Werke waren die Laserinstallation »Rampe« (2012), die eine Halle mit einer Laserwand teilte sowie das Werk »in between spaces« im Rahmen der Blauen Nacht in Nürnberg 2013, ein durch Licht und Nebel begrenzter Raum. Heubner und Miller realisierten einige Licht- und Soundinstallationen gemeinsam, zuletzt die Arbeit »bis ins kleinste Detail« (2015). Katharina Heubner beschäftigt sich mit Nicht-Orten und erforscht die Schnittstelle zwischen privatem und öffentlichem Raum. Susan Helen Miller arbeitet installativ und beschäftigt sich medienübergreifend mit Raum und Wahrnehmung. Martina Kändler arbeitet mit kinetischen Lichtobjekten sowie Fotografie, in der Licht und Raum zentrale Themen sind.
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Der Ort
Außerhalb der Stadtmauer Herrenbergs, die mit der Stadtgründung um 1200 entstand, zieht sich entlang der Befestigung der aus Pflastersteinen bestehende Treppenpfad in steilen Serpentinen bis hoch zum Schlossberg. Ein Skulpturenpfad, der durch die Altstadt ebenfalls auf den Schlossberg führt, erinnert mit 25 bildhauerischen Beiträgen zeitgenössischer Künstler an den Maler und Bauernkriegskanzler Jerg Ratgeb und ein Fachwerkpfad mit 23 Stationen erklärt die Bauhistorie wichtiger Gebäude Herrenbergs.
Einstieg zum Treppenpfad: Am Burgrain
71083 Herrenberg
jederzeit zugänglich
täglich 20-24 Uhr