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© Frank Kleinbach

Felsenkapelle St. Salvator, Schwäbisch Gmünd

Robert Seidel: »Lithops«

Aus dem nächtlichen Dunkel um die 1617 erbaute Felsenkapelle St. Salvator schälte sich ein fast traumartiges Spiel aus Formen, Farben und Licht. Robert Seidel projizierte abstrakt-organische Strukturen, die sich in permanenter Transformation befanden, auf das Sandsteinrelief der Kapelle und überformte es visuell. Das fließende Licht ließ immer wieder Fragmente der vielgestaltigen und erzählungsreichen Bildwerke des Bildhauers Caspar Vogt (ca. 1582–1646) erkennen und löste diese in einem Prozess der ineinanderfließenden Formen auf.

Die organischen Formen der Natur sind immer wieder Referenz für Robert Seidels Video- und Lichtarbeiten. Die Assoziation zum technischen Blick auf die Natur wird bei Seidel zur visuell höchst sinnlichen Erfahrung. Der Titel »Lithops« für die Arbeit an der Kapelle St. Salvator ist der Botanik entliehen und benennt die Familie der saftreichen Pflanzen, die auch als »lebende Steine« bezeichnet werden.

Die griechischen Substantive lithos (Stein) und opsis (Aussehen) kommen in diesem Wort zusammen. Stein und Bild wurden an der Felsenkapelle St. Salvator zu einer pulsierenden Gesamtheit.

Die sich entfaltenden Strukturen der Projektion lösten sich aus der Fläche. Sie bewegten sich traumartig über die plastischen Formen des Baukörpers und verschränkten sich mit den Falten, Rundungen, Wölbungen, den Rissen und Kanten. Mal wurde die unaufhaltsame Verwitterung des Sandsteins sichtbar, mal modellierte eine Konstellation der Formen den Felsencharakter der Kirche heraus. Die Projektion wurde zur sensiblen Annäherung an die Tiefenschichten von Zeit und Ort, die in der begleitend laufenden Orgelimprovisation des Gmünder Münsterorganisten Stephan Beck ein Echo fand.

Der Künstler

Robert Seidel, geboren 1977, hat Biologie studiert, bevor er einen Abschluss in Mediengestaltung an der Bauhaus-Universität in Weimar erworben hat. Das in die organischen Tiefenstrukturen dringende Denken der Biologie prägt die Arbeiten Seidels. In seinen Projektionen, Installationen und Filmen verschmelzen Zeichnung, Film und Skulpturales. Die Kunstformen befinden sich in einem Prozess der permanenten Verschränkung. Robert Seidels Arbeiten waren auf zahlreichen internationalen Festivals und in Museen wie dem ZKM Karlsruhe und dem MOCA Taipeh zu sehen. Er arbeitet in Berlin und Jena als Künstler, Regisseur und Kurator.

Herkunftsland

Deutschland

Website des Künstlers

Der Ort

© Frank Kleinbach

Gleich hinter dem Gmünder Bahnhof beginnt der Kreuzwegaufgang mit Bildstöcken und Kapellen mit lebensgroßen Figuren hinauf zur Wallfahrtsstätte St. Salvator. Das dortige Heiligtum, die St. Salvator Kapelle, wurde 1617–1621 von Kirchenbaumeister Caspar Vogt als natürliche Felsenkapelle errichtet. Aus Höhlen entstanden eine Unter- und eine Oberkapelle. Von dem Plateau vor St. Salvator können Besucher einen einzigartigen Blick über die Stauferstadt Schwäbisch Gmünd und die Drei Kaiserberge genießen.

Adresse

St. Salvator
73525 Schwäbisch Gmünd