
Remsstrand beim Forum Gold und Silber, Schwäbisch Gmünd
Sabrina Fuchs: »Skotome«
Vom Remsufer aus bot ein Blick auf die Wasseroberfläche ungewohnte Ansichten: eine bewegte Fläche aus schwimmenden, organischen Gold- und Silberformen, auf denen sich das von außen projizierte Licht spiegelte. Die reflektierenden Objekte erschienen auf den ersten Blick als reine Ergänzung der ausgeleuchteten Fläche. Sie griffen jedoch durch die Zerstreuung des Lichts als störende Pixel in die Spiegelung der Wasseroberfläche ein. Ab einer bestimmten Größe der Objekte störten deren Schatten die Reflektion des Wassers. Von den kleineren Objekten waren jedoch kaum Spuren in der Wasserreflektion zu sehen. Sie wurden vom Licht überstrahlt. Die Künstlerin Sabrina Fuchs spielte mit unserer Wahrnehmung: Sie zeigte, wie wenig verlässlich das ist, was wir zu sehen meinen. Eigentlich sind da nur Bruchstücke, ein Gesamtbild bleibt immer eine Konstruktion.
Die Objekte, die Sabrina Fuchs auf dem Wasser installierte, hatten analog zu Wasserspiegelungen ein statisches Pendant: Polygonale Natursteinplatten am Wassergrund, die ihnen in ihrer Größe und Form entsprachen, waren flexibel mit den Objekten verbunden. Durch die Beleuchtung des Wassers war ein Blick hinunter auf den Grund bis zu den Steinplatten im sonst dunklen Flusswasser möglich. Erneut spielte Fuchs mit der Wahrnehmung, sie ermöglichte uns einen Blick auf das, was sonst im Dunkeln bleibt, doch es waren nur fragmentarische Einblicke ins trübe Wasser. Sabrina Fuchs, die selbst an einer Augenkrankheit leidet, kann keine Farben sehen; auf Licht reagiert sie sehr empfindlich. Mit ihrer Arbeit auf und in der Rems öffnete sie einen Erfahrungsraum, sie sensibilisierte uns für ihre spezifische Art der Lichtwahrnehmung und stellte gleichzeitig die provokante Frage nach dem Zusammenhang von Sehen und Wirklichkeit.
Die Künstlerin
Sabrina Fuchs wurde 1990 in Müllheim geboren. Sie studiert Bildende Kunst an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart in der Klasse von Susanne Windelen. In ihrer künstlerischen Arbeit beschäftigt sie sich mit Abläufen und Bedingungen der visuellen Wahrnehmung. Seit ihrem 21. Lebensjahr hat sie durch eine unerkannte Erkrankung der Netzhaut einen Großteil ihrer Sehkraft verloren. Ihre extreme Lichtempfindlichkeit und ihr von Ausfällen durchzogenes Sehen machen sie besonders sensibel für die Subjektivität und Lückenhaftigkeit der Wahrnehmung. Bedingt durch ihre Lichtempfindlichkeit arbeitet Fuchs in dunklen Räumen, sodass auch ihre Arbeiten meist an dieselben Lichtverhältnisse gebunden sind.
Deutschland
Innovationsfonds Kunst Baden-Württemberg
Der Ort
Anlässlich der Landesgartenschau 2014 wurde direkt am Zusammenfluss von Rems und Josefsbach das kubistische, fünfgeschossige Forum Gold und Silber gebaut. Ein paar Überreste der Zwingermauer, die zu einer spätmittelalterlichen Wehranlage gehören, wurden in den Neubau integriert. Mittlerweile ist das außergewöhnliche Gebäude mit seiner in allen Goldtönen schimmernden Fassade mit 850 Durchbrüchen, die an die 850-jährige Geschichte sowie an die Gold- und Silbertradition der Stadt erinnert, zu einem Wahrzeichen Schwäbisch Gmünds geworden.
Ledergasse 54
73525 Schwäbisch Gmünd