Galerie Stihl Waiblingen
Siegrun Appelt: »Erinnertes Licht«
Die österreichische Künstlerin Siegrun Appelt beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit der Vielfalt menschlicher Wahrnehmung – mit ihrer Individualität, ihren Grenzen und ihrer Beeinflussbarkeit. Für die Rauminstallation »Erinnertes Licht« nutzte sie die Energie des Mediums Licht und setzte die Besucher im Ausstellungsraum der Galerie Stihl Waiblingen einer Reizüberflutung aus: Es herrschte Dunkelheit, die von kurzen Lichtimpulsen durchbrochen wurde. Intensität, Dauer und Zeitabstände der Impulse waren genau kalkuliert und führten zu einer Irritation der Wahrnehmung. Das Gesehene, Gehörte und Gefühlte konnte neuronal nicht mehr koordiniert verarbeitet werden. Die Grenzen des Ausstellungsraums verschoben sich, der Boden begann zu schwanken – wann wo was passiert, blieb unklar. Raum und Zeit lösten sich in der Wahrnehmung auf.
Siegrun Appelt konfrontierte mit ihrer Installation die Besucher nicht nur mit den physischen Grenzen des eigenen Körpers, welcher der Reizüberflutung nicht standhalten kann. Sie stellte auch unsere Grundannahmen über die Welt und deren Funktionsweise infrage. Sind Raum und Zeit Größen, auf die wir uns wirklich verlassen können? Entspricht das, was wir wahrnehmen, der Realität? Wie selektieren und verarbeiten wir die alltägliche Reizüberflutung der heutigen Zeit und wie sehr verlieren wir die Wahrnehmung von feinen, nuancierten Sinneseindrücken, wenn einzelne Reize überhand nehmen? Nachts verwandelte sich das Gebäude der Galerie Stihl Waiblingen in eine Lichtskulptur. Die Verdunkelung wurde von innen geöffnet, die transluzente Fassade trug die Lichtimpulse nach außen.
Die Künstlerin
Siegrun Appelt wurde 1965 in Bludenz geboren. Sie lebt und arbeitet in Wien. In ihrer Arbeit setzt sie sich mit dem Wechselverhältnis von menschlicher Wahrnehmung und technischer Entwicklung auseinander. Sie erforscht Phänomene der Wahrnehmung: Wie funktioniert die kognitive Verarbeitung von Sinneseindrücken? Wo geraten wir als Menschen an unsere Grenzen? In welcher Wechselbeziehung steht die Wahrnehmung von akustischen und visuellen Reizen? Mit ihrem Konzept »Langsames Licht / Slow Light«, das seit 2008 ihr Schaffen prägt, verfolgt Appelt ein konkretes Ziel: ein gesellschaftliches Umdenken in Bezug auf den Umgang mit Licht. Ihr geht es dabei sowohl um die Erforschung von Möglichkeiten des nachhaltigen Einsatzes neuer Technologien als auch um die Entwicklung anderer ästhetischer Formen.
Österreich
Der Ort
Die 2008 eröffnete städtische Galerie Stihl Waiblingen zeigt jährlich drei Wechselausstellungen mit dem Schwerpunkt von Arbeiten auf und aus Papier. Der Name der Galerie würdigt eine großzügige Spende der Eva Mayr-Stihl Stiftung, die den Bau der Galerie ermöglichte, und verweist gleichzeitig auf die Trägerin der Institution, die Stadt Waiblingen. Zusammen mit der nahe gelegenen Kunstschule Unteres Remstal bildet die Galerie ein kulturelles Zentrum in Waiblingen zwischen der historischen Stadtmauer und dem Ufer der Rems.
Weingärtner Vorstadt 16
71332 Waiblingen