Die Heimat eines Schwabghanen
Said Amiri
Said Amiri bezeichnet sich selbst als »Schwabghane«. Er wird am 1. Mai 1937 in Kabul geboren, wächst in Afghanistan auf und kommt 1963 nach Deutschland. Seit 1979 hat er die deutsche Staatsbürgerschaft und lebt nun in Weilheim an der Teck in einem schmucken Einfamilienhaus in einer Neubausiedlung, wie sie nicht typischer sein könnte im Speckgürtel des Mittleren Neckarraums.
Said Amiri, der Schlosser lernt, sich in einem Fernstudium in Maschinenbau weiterbildet und schließlich noch eine Weiterbildung zum Industriekaufmann erfolgreich absolviert, klettert Stufe für Stufe die Karriereleiter nach oben, ehe er zuletzt fast zwei Jahrzehnte lang Exportmanager der Weilheimer Maschinenfabrik Rau für die Länder des Nahen und Mittleren Ostens und Zentralasien ist. Seit seiner Pensionierung engagiert er sich ehrenamtlich als Mitglied im Integrationsausschuss der Stadt Kirchheim unter Teck und als Mitarbeiter im Arbeitskreis Asyl.
»Meine Arbeit mit Flüchtlingen begann nicht in Deutschland, sondern in den fernen Ländern wie Pakistan, Indien und Iran, in denen ich während meiner Tätigkeit oft afghanischen Flüchtlingen begegnet bin.«
Er erlebt die Schicksale seiner Landsleute, ihre Probleme, die Härte des Alltags, die Gefahren der Flucht, ihre miserable medizinische Betreuung, die unbarmherzige Verfolgung. »Viele Menschen sind traumatisiert«, sagt er. Wenn sie nach Deutschland kommen, stünden sie alleine da und benötigten dringend Hilfe. Und so unterstützt Said Amiri die Flüchtlinge so gut er kann – er übersetzt Dokumente, begleitet die Flüchtlinge bei Behördengängen und Arztbesuchen und tritt auch als Schlichter auf, wenn es in den beengten Unterkünften mitunter zu Streitigkeiten kommt. »Ich hatte selber nach meiner Einreise in Deutschland viel Hilfe erfahren«, begründet Said Amiri sein Engagement, das durchaus auch eine politische Dimension hat. »Wozu leben wir, wenn wir nicht frei denken, frei sprechen und frei handeln können«, sagt er, der weiß, dass dies in seiner Heimat Afghanistan und vielen anderen Ländern nicht möglich ist. Er wolle mit seiner Arbeit Bürger mit Migrationshintergrund dafür begeistern, sich in die deutsche Gesellschaft zu integrieren und sich als Deutsche zu fühlen. Er, der mit einer Deutschen verheiratet ist, weiß längst, wo er hingehört: »Meine Heimat ist hier«, sagt der Schwabghane.
Inspirierende Orte und Fakten

Technischer Kaufmann und Integrationshelfer, gibt mit seinem Engagement Flüchtlingen neue Hoffnung.
Timm Henger, Jonathan Auch, Fabian Krauss, Larissa Steidle, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart