Erleichterte Waldarbeit unter fairen Bedingungen
Andreas Stihl
Zwei Leitmotive prägen das Schaffen des Unternehmers Andreas Stihl (1896-1973): Waldarbeit erleichtern und faire Arbeitsbedingungen schaffen. Als Ingenieur verfolgt er trotz vieler Anfangsschwierigkeiten unbeirrbar die Idee, mit Motorsägen die schwere Arbeit in der Holzwirtschaft zu erleichtern. Es gelingt ihm, diese Idee zu verwirklichen und er arbeitet zeitlebens daran, die von ihm entwickelten Motorsägen immer weiter zu verbessern. Nicht nur hinsichtlich der Leistung, sondern vor allem auch im Hinblick auf die Sicherheit. Und da die Motorsäge letztlich dennoch ein gefährliches Werkzeug bleibt, geht der Vertrieb – auch heute noch – nur über den Fachhandel, der den Käufer schult oder zumindest über die Handhabung informiert.
Der Erfolg seiner Geschäftsidee beschert Andreas Stihl letztendlich, trotz mancher Krisen, ein wachsendes Unternehmen. Hier setzt er seine Vorstellungen von sozialer Verantwortung um, mitunter gegen die Bedenken seiner Bank. 1939 führt er eine Gewinnbeteiligung für seine Mitarbeiter ein. Außerdem gründet er zu Gunsten der Belegschaft eine Stiftung. Diese bekommt den Namen »Unterstützungskasse der Firma Andreas Stihl, Maschinenfabrik, Bad Cannstatt«. Stiftungszweck ist laut Satzung, »gegenwärtige und frühere Belegschaftsmitglieder oder deren Angehörige im Falle der Not, des Alters, der Arbeitsunfähigkeit oder des Todes einmalig, wiederholt oder laufend zu unterstützen.« Solche Unterstützungskassen sind zu dieser Zeit nichts Neues. Aber es sind ganz überwiegend Großunternehmen, die solche geschaffen haben. Stihls Unternehmen ist aber allenfalls mittelgroß. Es zählt zu dieser Zeit gerade 250 Mitarbeiter.
»Ich stehe auf dem Standpunkt, dass Leistung gerecht belohnt werden muss«, schrieb Stihl in den schwierigen ersten Nachkriegsjahren. Auf einem Aushang am schwarzen Brett bekundet er, seine »soziale Einstellung gegenüber allen meinen Mitarbeitern«. Dabei verweist er auch auf das Unternehmen, dessen Auslastung ihm ebenso am Herzen liegt wie die damit verbundene »Schaffung besserer Verdienstmöglichkeiten«.
Angesichts der damaligen Wohnungsnot, die auch viele Mitarbeiter trifft, tritt Andres Stihl 1948 – kurz nach der Währungsreform – der neuen Kreisbaugesellschaft Waiblingen bei. Diese will »durch Ausbau von Dachstühlen und Fertigstellung von eingestellten, halbfertigen Bauten Wohnraum beschaffen«. Etwas später wird außerdem eine gemeinnützige Siedlungsgesellschaft gegründet. Mitglieder können nur Firmenangehörige werden. Die Siedlungsgesellschaft baut mit Unterstützung des Betriebes Zweifamilienhäuser »mit dem geringst möglichen Kostenaufwand«.
Was Andreas Stihl in die Wege leitet, führen seine Nachfolger weiter. Ihnen gelingt es, das Unternehmen zum Weltmarktführer bei Motorsägen zu machen. Und die Gewinnbeteiligung des Unternehmensgründers wird 1985 zur Mitarbeiterkapitalbeteiligung.
Von Waldemar Schäfer - Verfasser einer Firmengeschichte des Unternehmens Stihl: »Von der Idee zur Weltmarke. Acht Jahrzehnte eines Familienunternehmens.«, erschienen in Stuttgart 2006.
Inspirierende Fakten

Andreas Stihl (1896-1973) wollte die schwere und gefährliche Waldarbeit erleichtern. Er erfand die tragbare Motorsäge und befreite damit die Holzhauer von der mühevollen Handarbeit. Heute ist das Familienunternehmen in 160 Ländern tätig.
10. November 1896 in Zürich
Laura Herrmann, Merz Akademie Stuttgart