
Stuttgart
Julius Deutschbauer
»Bibliothek ungelesener Bücher«
Julius Deutschbauer schuf mit seiner »Bibliothek ungelesener Bücher« einen Rückzugsort in der Stadtbibliothek. Die Besucherinnen und Besucher saßen im sogenannten HERZ der Einrichtung am Mailänder Platz, das für drei Wochen als Bibliothekskammer fungierte. Deutschbauer fahndete nach Büchern, die zwar in aller Munde sind, kaum jemand aber wirklich gelesen hat. Etwa 800 Exemplare hat er bereits gesammelt und nun in Stuttgart aufgebaut. Ergänzt wurden die Bücher durch ein Audioarchiv mit ebenso vielen Interviews, die der Künstler in 23 Jahren mit Leseunlustigen geführt hat.
Naturgemäß gibt es auch in der »Bibliothek ungelesener Bücher« eine Bestsellerliste: nach Robert Musils »Der Mann ohne Eigenschaften« (22), James Joyce’ »Ulysses« (20), der Bibel (19), Marcel Prousts »Auf der Suche nach der verlorenen Zeitc (16) teilen sich mit je 10 Nennungen Karl Marx’ »Das Kapital« und Adolf Hitlers »Mein Kampf« Platz 5. Die einleitende Frage an die Interviewpartner »Welches Wetter haben wir heute?« ist immer gleich und verdankt sich dem ersten Satz des meistgenannten Buches in der »Bibliothek ungelesener Bücher«. In der Stadtbibliothek wurde sie u.a. Katinka Emminger, Direktorin der Einrichtung und Marc Gegenfurtner, Leiter des Stuttgarter Kulturamts, gestellt.
Daran schlossen sich Fragen an wie: »Welches Buch haben Sie noch nicht gelesen?«, »Welche Gesellschaft fänden Sie in Ihrem ungelesenen Buch vor?«, »Was für einen Imbiss bereiteten Sie für die Heldin oder den Helden Ihres ungelesenen Buches zu?« Alle Bücher sind erlaubt: geliebte ungelesene Bücher, ungeliebte ungelesene Bücher, übel beleumdete ungelesene Bücher, in den Himmel gelobte ungelesene Bücher; keine Kunstbücher. Diese stehen auf dem INDEX LIBRORUM PROHIBITORUM der »Bibliothek ungelesener Bücher«.
Zwischen den Büchern veranstaltete Deutschbauer Lesungen. In Stuttgart waren Gerhard Rühm, Monika Lichtenfeld, Rosa Pock und Sina Klein zu Gast. Zuhörende sind außerdem zum »Lesen und Handarbeiten im Zirkel« eingeladen. Sie konnten sowohl eigene Textbeispiele als auch ihr eigenes Handarbeitszeug mitbringen und so »die nadel sein, / die stehen bleibt, der nadelstich«. (Sina Klein, skaphander, Wien: Klever Verlag 2018, S. 48)
In Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek Stuttgart und mit freundlicher Unterstützung des Österreichischen Kulturforums Berlin.
mit Julius Deutschbauer
anschließend Interview mit
Katinka Emminger, Direktorin
der Stadtbibliothek Stuttgart
15:30 Uhr
Lesen und Handarbeiten im Zirkel mit Publikum
18:00 Uhr
Lesung mit Gerhard Rühm und Monika Lichtenfeld
20:00 Uhr
anschließend Interview mit
Marc Gegenfurtner,
Leiter des Kulturamts Stuttgart
Lesen und Handarbeiten im Zirkel mit Publikum
18:00 Uhr
Lesung mit Walle Sayer (https://www.literaturport.de/Walle.Sayer/)
20:00 Uhr
anschließend Interview mit
Clair Bötschi, Konzeptkünstler und Projektleiter Kunstverein Wagenhalle (herrclair.de)
Lesen und Handarbeiten im Zirkel mit Publikum
18:00 Uhr
Lesung mit Anna Breitenbach (annabreitenbach.de)
20:00 Uhr
anschließend Interview mit Wolfgang Tischer (www.literaturcafe.de)
siehe auch das Interview von Wolfgang Tischer mit Julius Deutschbauer:
https://www.literaturcafe.de/mit-julius-deutschbauer-im-herz-der-ungelesenen-buecher/
der »Bibliothek ungelesener Bücher« mit Interviewmarathon zu ungelesenen Büchern
17:00 Uhr
Zum Lesen und Handarbeiten können eigene Textbeispiele und Handarbeitsutensilien mitgebracht werden.
Der Künstler
Julius Deutschbauer, geboren 1961 in Klagenfurt, lebt als Künstler und Autor in Wien. Die »Bibliothek der ungelesenen Bücher« baut er seit 1997 an verschiedenen Orten immer wieder auf, sie bildet das Zentrum seiner Arbeit.

Stadtbibliothek Stuttgart
Mailänder Platz 1
70173 Stuttgart
25.9.–16.10.2020
Mo–Sa 9:00–21:00 Uhr
Mit freundlicher Unterstützung von
