Kampagne 2017

Worte schaffen Wirklichkeit. Die KulturRegion Stuttgart reflektiert den Sprachgebrauch in Kultur, Alltag und Politik.

Die Vorbereitungen für das Projekt des Jahres 2017 sind in vollem Gange: Anlässlich des Reformationsjubiläums reflektiert die KulturRegion Stuttgart unter dem Motto #sprichklartext kritisch den Sprachgebrauch in Kultur, Alltag und Politik.

Wie prägen Worte und Sprache unsere Wahrnehmung und Wirklichkeit? Welche Macht kann Sprache haben? Und was bedeutet das für uns und unsere Verwendung von Sprache? Menschen versuchen durch Worte und Sprache andere Menschen zu beeinflussen – oder auch sich durch leere Worte und Floskeln der Verantwortung für das Gesagte zu entziehen. Der Versuch der Risikominimierung eigener Aussagen führt zu Verneinungen und Ausschlüssen (»x oder y ist mir nicht unsympathisch«, »da sage ich nicht nein«), nicht aber zu einem klaren Bekenntnis zu etwas. Was steckt hinter den Worten? Wird zu wenig Klartext gesprochen? Gibt es auch ein »Zuviel« an Klartext?
Luther revolutionierte mit seiner Übersetzung der Bibel die deutsche Sprache. Welchen Beitrag leisten wir?

In Workshops mit Wort- und Sprachkünstlern hinterfragen Jugendliche der Region Sprache und gebräuchliche Ausdrucksformen auf künstlerisch-kreative Weise. Die Workshops befassen sich thematisch mit den vier Schwerpunkt-Themen:

  • Heimat
    Für jeden bedeutet das Wort »Heimat« etwas anderes, etwas ganz Persönliches. Wo fühle ich mich wohl, was gehört dazu, dass ich mich heimisch fühle – Familie, Dialekte, Umgebung, Wohnung etc.? Weckt eine Sprache oder ein Dialekt Heimatgefühle in mir? Sprache kann Zugehörigkeit, Identität und Heimat definieren, häufig ist sie ein Schlüssel für den Zugang zu eienr Gesellschaft. Was passiert, wenn ich die Sprache meiner »neuen Heimat« nicht beherrsche? Wie verändern sich Sprache und die Art, über Heimat zu sprechen, in einer multikulturellen Gesellschaft?
  • Reformation
    Luther hat vor 500 Jahren die Sprache drastisch verändert. Der Reformator und Bibelübersetzer hörte ganz genau hin, wie die Leute um ihn herum sprachen und fertigte die erste Bibelübersetzung an, die sich an den ganz normalen Leuten orientierte. Wie kann sein Anliegen von damals – Dinge so zu formulieren, dass es jeder versteht – auf die heutige Zeit übertragen werden und wo sind Bereiche, in denen zu wenig Klartext gesprochen wird?
  • Nachhaltigkeit
    Ein Wort, in aller Munde: Der Begriff der Nachhaltigkeit umgibt einen ständig und ist doch schwammig und wenig konkret. Wenn man bewusst einmal nachfragt, was andere darunter verstehen, kommen die unterschiedlichsten Antworten heraus. Und nicht selten scheint
    zwischen Reden und Tun ein großer Unterschied zu liegen. Ist »Nachhaltigkeit« also oft nur ein leeres Wort? Ein Etikett, mit dem z.B. Unternehmen und Produkte beworben werden, ein Etikettenschwindel? Nachhaltigkeit – was heißt das denn nun im Klartext?
  • Sprache und Politik
    Sprache und Politik sind eng miteinander verquickt. Durch ihre Worte versuchen Politiker Menschen von etwas zu überzeugen, die Positionen des politischen Gegners anzugreifen oder diplomatisch zu verhandeln. Debatten und Reden gehören zum Alltag von Politikern, »Mitreden« und das Verhandeln von widerstreitenden Argumenten zu den Wesenszügen einer Demokratie. Wie können durch Sprache und Wortwahl politische Stimmungen entstehen und Menschen beeinflusst werden? Was steckt dahinter? Welcher rhetorischen Mittel und Kommunikationsstrategien bedienen sich Politiker und Parteien besonders häufig?