Hannah Arendt entwickelte diese Einsicht nach den politischen und gesellschaftlichen Erschütterungen des 20. Jahrhunderts neu Sie beobachtete, dass Gesellschaften nicht zuerst an fehlenden Regeln scheitern, sondern dort, wo Menschen den gemeinsamen Sinn verlieren. Sie fragte: Was hält eine gemeinsame Welt überhaupt zusammen, wenn Institutionen versagen?

Arendt zeigte: Institutionen können funktionieren, Gesetze können gelten – und dennoch zerfällt das Gemeinsame, wenn es keine geteilten Bedeutungen mehr gibt. Kultur schafft eine Grundlage. Sie hält Geschichten, Bilder und Ausdrucksformen bereit, durch die Menschen sich orientieren und verstehen können.

Zahlen erklären uns, wie viel etwas kostet oder bringt. Kultur zeigt uns, warum es uns überhaupt etwas bedeutet.

Kultur gehörte für Arendt zum tragenden Grund einer gemeinsamen Welt, nicht zu deren bloßer Verwaltung.
Kunstwerke, Geschichten, Monumente und kulturelle Formen schaffen Dauer und Sinn – sie machen eine gemeinsame Welt überhaupt erst sichtbar.