Gelber Hintergrund mit schwarzem Text, der auf grünen Kacheln verteilt ist: 'Was ist, wenn echter Ort der letzte Kunst Zweckfreiheit ist?'.
Gelber Hintergrund mit schwarzem Text, der auf grünen Kacheln verteilt ist: 'Was ist, wenn echter Ort der letzte Kunst Zweckfreiheit ist?'.

Kunst ist der letzte Ort echter Zweckfreiheit.

Die Idee der Zweckfreiheit kommt nicht aus einem Elfenbeinturm, sondern aus biografischen und historischen Umbrüchen.

Der Königsberger Philosoph Immanuel Kant lebte im 18. Jahrhundert in einer Zeit tiefgreifender gesellschaftlicher Veränderungen: Die Wissenschaft explodierte, Staaten professionalisierten sich, und Vernunft wurde zum neuen Maßstab anstelle von Überlieferung und Aberglaube. Kant beobachtete, dass fast alles einem Nützlichkeitsdenken untergeordnet wurde. Er formulierte die gewagte These:

Dass Kunst uns einen besonderen Blick auf die Welt schenkt – einen Blick, der nichts haben, nichts nutzen, nichts bewerten will. Einfach nur sehen, fühlen, verstehen. Er machte Kunst damit zu einem Raum, in dem Menschen die Welt ohne äußeren Zwang betrachten können. Für ihn war das keine Nebensache, sondern eine wesentliche Übung in Autonomie. 

Wir erfahren durch den Blick auf Kunst, wie wir zur Welt stehen. Dabei urteilen wir frei – und zugleich in der Annahme, dass andere uns verstehen können. Kunst ist für Kant deshalb Übung in Autonomie und im Gemeinsinn (»sensus communis«) zugleich.