Laura Oppenhäuser sitzt auf einem Bürostuhl und hat die Beine übereinandergeschlagen. Ihre langen, glatten, braunen Haare hat sie am Hinterkopf mit einem hellblauen Kringel zu einem Zopf zusammengebunden. Sie trägt ein hellblaues Oberteil, eine weiße Hose und Sandalen und schaut direkt in die Kamera. Neben ihr sitzt Nikola Duric ebenfalls auf einem Stuhl. Er trägt ein blaues Shirt zu einem dunklen Anzug mit gelbem Einstecktuch und blickt in die Ferne. Den Hintergrund des Fotos bildet ein gelber Vorhang.
Laura Oppenhäuser sitzt auf einem Bürostuhl und hat die Beine übereinandergeschlagen. Ihre langen, glatten, braunen Haare hat sie am Hinterkopf mit einem hellblauen Kringel zu einem Zopf zusammengebunden. Sie trägt ein hellblaues Oberteil, eine weiße Hose und Sandalen und schaut direkt in die Kamera. Neben ihr sitzt Nikola Duric ebenfalls auf einem Stuhl. Er trägt ein blaues Shirt zu einem dunklen Anzug mit gelbem Einstecktuch und blickt in die Ferne. Den Hintergrund des Fotos bildet ein gelber Vorhang.

Im Gespräch mit Laura Oppenhäuser und Nikola Durić

Interview mit der kuratorischen Leitung des Festival 2026

Liebe Laura Oppenhäuser, lieber Nikola Durić, herzlichen Glückwunsch zur kuratorischen Leitung für das interkommunale Festivalprojekt 2026. Es geht um Spiele und spielerische Perspektiven. Um was geht es euch dabei? Wie klingt oder schmeckt das Festival zwischen und in den Städten der Region Stuttgart im Herbst 2026?

Laura Oppenhäuser: Staunen und ungläubig kichern fände ich gut. Während sich neben dir irgendwer gelangweilt aufregt. Danach zusammen Essen gehen, Suppe mit Stäbchen serviert bekommen und jemand anderem 'was vom Teller nehmen. Gemeinsam mal wieder Leben spüren halt.


Ist spielen nicht zu albern in ernsten Zeiten? 

Nikola Durić: Immer, wenn die Kacke am Dampfen ist, sind Spiele das beste Ventil für den schlechten Geruch. Schon die Römer wussten mit ihren Arena-Spektakeln »Brot & Spiele« vom harten Alltag abzulenken. Dass wir die gegenwärtige Lage als so schwierig betrachten, ist auch ein Zeichen dafür, dass die Konstruktion eines Ausnahmezustands von Seiten der Wirtschaft und Politik funktioniert und wir gelähmt und beschäftigt gehalten werden. Dabei sollten wir mehr wie die Stoiker sein und nur das verändern wollen, worauf wir tatsächlich Einfluss haben. Dazu gehören auch Spiele. Also ich sehe das Thema des interkommunalen Festivals als Coping-Strategie für schlimme Zeiten, die von unten kommt und nicht wie in Rom, von oben, als Zerstreuung, verordnet wird. Spiele erzeugen politische Achtsamkeit. 

Laura Oppenhäuser: Vieles von dem, was ich als bedrohlich wahrnehme, ist für mich Resultat aus der Spiellust von Menschen, deren Idee von Spiel aber untrennbar damit verbunden ist, gewinnen zu müssen. Wenn ein Experimentierfeld vor allem als Wettbewerb verstanden wird, das ist für mich der Moment, in dem es albern wird - und auf Dauer uninteressant. Ich habe Lust auf eine weniger verkrampfte Art zu spielen und nicht vorher schon zu wissen, wie es ausgehen soll.


Wie gewinnt man auf offenem Feld gegen Tech-Milliardäre?

Nikola Durić: Mal das Handy weglegen, nicht im großen Internet-Handel bestellen, sondern direkt beim Hersteller, oder in einen Laden um die Ecke gehen und dort mit echten Menschen reden. Über zirkuläre Wirtschaft nachdenken. Reduce, Recycle, Refurbish.

Laura Oppenhäuser: Ich denke, wenn wir mit ähnlicher Selbstsicherheit und mit etwas nonchalantem Schwung konsequent freundlich lächelnd und hemmungslos größenwahnsinnig auf Aufbau setzen statt auf Zerstörung, dann haben wir ganz gute Chancen. 


Was ist eure Lieblingsregel? Und welche Regel würdet ihr sofort abschaffen? 

Nikola Durić: Ich mag Regeln, weil jede Nichtbeachtung zu Diskussionen führt und immer das Große und Ganze in Frage stellt. 

Laura Oppenhäuser: Ich würde vor allem die Heftchen mit den Spielregeln abschaffen. Ich selbst habe Lust auf mitreißende Spielleiter*innen, die mir die Regeln schmackhaft machen und die ich fragen kann, wenn ich was nicht verstehe.


Same Game – neue Regeln: Welches Spiel bleibt das Gleiche? – Und warum? 

Nikola Durić: Es werden ja kaum neue Spiele erfunden, sondern eher das Spielfeld verändert. Mini-Fußball, Beach-Volleyball, Tennis mit anderen Schlägern und Bällen etc. Um die Demokratie zu stärken, müssen wir an solchen Schrauben drehen. 


Wie kuratiert man eigentlich ein Festival in der ganzen Region? – Wo fängt man an?

Nikola Durić: Zuerst besuchen wir tatsächlich alle Kommunen und hören zu. Dann stellen wir fest, dass fast jede Gemeinde ein Glockenspiel hat. Von da ist es nur noch ein kleiner Schritt zum Festival. 

Laura Oppenhäuser: Ja genau. 


Was bedeutet für euch Kuratieren? – Ist das auch eine Art von Spiel? Und wenn ja, nach welchen Regeln? 

Nikola Durić: Erst mal mag ich Kuratieren nicht. Früher gab es die Künstlerin und den Galeristen und die Besucherinnen. Seit einigen Jahren schieben sich hochausgebildete Kuratorinnen dazwischen. In manchen Pavillons der Biennale steht der Name der Kuratorin noch über dem der Künstlerin. Deshalb sehe ich unsere Rolle nicht als Satellit, der von außen kommt, sondern als Vermittler von Vorhandenem und als Firestarter, der einen vergessenen Holzhaufen nur noch anzünden brauchen. 

Laura Oppenhäuser: Ich mag den Begriff Kuratieren auch nicht. Klingt für mich immer etwas nach Machtausübung, die sich durch kluge Worte rechtfertigt. Als würden manche wissen, wie's geht. Andererseits liebe ich Macht sehr, weil sie mir ermöglicht, Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Ja, eigentlich will ich nichts anderes als Macht. Für alle.


Du spielst auf das Sprechen über Kunst an? Wer hat die passende Sprache, um mitzusprechen? 

Laura Oppenhäuser: Alle, die sprechen möchten und bereit sind zuzuhören. Letzteres nicht nur beim Einatmen. 


Wie politisch darf das Spielen sein? Ist es nicht gerade wichtig, sich von politischen Rahmen im Spielen zu lösen, anstatt jetzt auch das Spiel zu politisieren? 

Nikola Durić: Politik ist auch nur ein Game oder Drama. Merz und Trump ändern täglich die Regeln und Aussagen, warum sollten wir das nicht auch tun dürfen? Bloß, dass wir echt Spaß dabeihaben. 

Laura Oppenhäuser: Ich halte mich ungern mit Kategorien auf. Dann müsste ich ja stundenlang darüber nachdenken, wo Politik anfängt oder aufhört. Oder wo Kunst. Die Zeit möchte ich lieber mit Handlung verbringen. Aber lasst euch nicht aufhalten, das zu diskutieren. Ich höre mir dann heute Abend im Bett den Podcast an - wenn ich nicht vorher einschlafe.


Können sich alle Menschen erlauben zu spielen? 

Nikola Durić: Spielen ist nicht nur das Allermenschlichste, Tiere tun es auch. Spielerisch erkunden und verstehen Kinder die Welt. Was bleibt uns anderes übrig? Permanent arbeiten? Ich komme von der katholischen Alb. Dort wird nicht nur geschafft, sondern auch hart gefeiert. 

Laura Oppenhäuser: Der eine mehr, die andere weniger. Aber um zu spielen, muss man ja nicht unbedingt das unterbrechen, was man gerade tut. Man muss es vielleicht nur etwas anders organisieren.


Was versteht ihr unter Spiel? Was ist die Kunst des Spielens oder wo trifft sich die Kunst mit dem Spiel? 

Nikola Durić: Es gibt Strategie-Spiele, Denk-Spiele, Ball-Spiele, Glücks-Spiele etc. 
In der Schule sollten wir vor allem Sport, Kunst und Musik machen. Den ganzen Rest können wir uns auch später draufschaffen. 


Was hat euch an dem Thema der Festivalausschreibung gereizt, warum »Beyond Fun«?

Nikola Durić: Dieses Jahr, also 2025, gibt es einige Festivals, wie zum Beispiel die Berlinale, die »Humor als Widerstand« zum Thema haben. Wir fragen uns, was passiert, wenn ein Witz nicht ausreicht, um mit den Polykrise umzugehen? Was passiert, wenn der Spaß aufhört? Was ist hinter dem Witz und dem Wind? 

Laura Oppenhäuser: Im Wort »Beyond« steckt für mich etwas Düsteres. Reibung finde ich immer gut. Dass es auf Englisch ist, hat mich erst gestört. Aber dann ist Englisch ja erstmal nichts Böses wenn's doch catchy klingt.


Danke euch beiden für das Gespräch! Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und sind gespannt auf das große Brennen!