Kai Krämer

Performance

intimacy pirates

Ein Floß ist ein fragiler schwimmender Ort, eine Reise, eine Kapsel kurzer Gemeinschaft. Wir legen ab, verschwimmen mit der Zeit, der Landschaft, Miteinander; wir kommen an, etwas hat sich verändert. Das Floß wurde Bühne und Metapher für einen gemeinsamen Körper, in dem sich unterschiedliche Erfahrungen zueinandergesellten, verbanden, treiben ließen, losließen. Kai Krämer widmete sich in deren Arbeit fragilen Gefühlen, Intimität und Begegnung und bezog sich damit auch auf die Banner von Molly Joyce, die das Floß an seinen Seiten trug. Diese stammten aus einem Projekt, in dem sich die Künstler*in gemeinsam mit anderen Menschen mit Behinderung deren Perspektiven auf Fürsorge, Heilung, Unabhängigkeit und Zugang widmete. »Was bedeutet Interdependenz für dich? Ein Spannungsfeld, würde ich sagen.« »Was bedeutet Fürsorge für dich? Immer politisch, auch im Privaten.«

Kai begleitete das Floß auf seiner ersten Fahrt, vom Neckarhafen (11 Uhr Treffpunkt Rudergesellschaft 1899 e.V. Untertürkheim, Inselstraße 147) in Untertürkheim zur Neckarinsel und dem Mühlgrün in Bad-Canstatt, von dort zum Max-Eyth-See. Mit deren LectureDragPerformance lud Kai in eine Erzählung ein, in eine kurzfristige Gemeinschaft. Es öffneten sich Fragen nach Einsamkeit, Angst, nach Lust und Energie, nach der Möglichkeit von Verbundenheit und Handlungsfähigkeit. Zwei- bis dreimal legte das Floß ab – einmal vormittags, ca. 11 Uhr vom Neckarhafen; dann ca. ab 13 Uhr an der Neckarinsel und am Nachmittag um ca. 15 Uhr vom Mühlgrün — und bot dann jeweils 5 Leuten an, sich ich Rahmen einem Betriebsausflugs des KKT auf diese intime Erfahrung einzulassen und gemeinsam aufs Wasser zu gehen oder den gesamten Verlauf des Floßes von Land aus zu verfolgen. 

Meine Worte sind geprägt von der Utopie der Nähe zwischen uns. Wir sind immernoch ein Schiff. Eine Crew aus Pirat*innen der Intimität, ein Miteinander aus gestrandeten Streunern. Wir sind Viele. Wir werden uns streiten, inmitten zwischen dem bitteren Geschmack der Zukunft und dem Verliebtsein in die Welt, zwischen Produktivität, Stress, Erschöpfung, Geborgenheit und Wut. Ein emotionaler Mikrokosmos bettet unsere Begegnungen. Was verbindet uns? Die Depression? Die Einsamkeit? Der Alltag? Die Hoffnung? Hungrig dümpeln wir an den Ufern einer Generation und suchen.

Eine Kooperation mit dem KKT Kulturkabinett e. V.