Bild einer Zeichnung von Deepika Arwind mit vielen unterschiedlichen Gesichtern . Die Zeichnung ist Teil ihres Projekts in Böblingen.
Bild einer Zeichnung von Deepika Arwind mit vielen unterschiedlichen Gesichtern . Die Zeichnung ist Teil ihres Projekts in Böblingen.

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Böblingen

Deepika Arwind

Die Kleinigkeit der Revolution – Ein offener Brief der deutschen Bauern von 1525 an die Welt von heute

Im Jetzt das Damals erzählen lassen: Die Kraft gedruckter Worte

Der 12. Mai 1525 war wohl das denkwürdigste Datum der Stadtgeschichte Böblingens: Vor den Toren der Stadt wurden an diesem Tag die aufständischen Bauern blutig von den Truppen des Schwäbischen Bundes besiegt – die württembergische Entscheidungsschlacht im Deutschen Bauernkrieg war verloren.

Die Erinnerung an diesen Tag und an die größte Massenerhebung der deutschen Geschichte hält das Deutsche Bauernkriegsmuseum Böblingen wach, das in den Gemäuern der sanierten Zehntscheuer untergebracht ist – dem Ort, wo einst die Naturalabgaben des Zehnten eingelagert wurden. 

Das Museum zeigt Bücher und Flugschriften dieser Zeit, darunter auch ein funktionsfähiges Modell einer Druckerpresse. Vor der Schlacht von 1525 versuchten die Bauern mithilfe solcher gedruckten Flugblätter, ihre Forderungen in den Zwölf Artikeln der Bauernschaft der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen: ein Ende der Leibeigenschaft, Jagdrechte, Wahlrechte und geringere Abgaben – sie druckten ihren Widerspruch auf Papier.

Diese Druckerpresse hat die indische Dramatikerin, Schriftstellerin und Performerin Deepika Arwind zu ihrer Ausstellung »Die Kleinigkeit der Revolution – Ein offener Brief der deutschen Bauern von 1525 an die Welt von heute« inspiriert. Für sie ist diese Druckerpresse der Dreh- und Angelpunkt der damaligen Proteste: Sobald die zwölf Artikel niedergeschrieben waren, wurden sie 25.000 mal gedruckt und verteilt. Durch diese Verbreitung entwickelten die Informationen ihre Kraft – wurde der Widerspruch laut. Und obwohl die Revolution der Bauern „scheiterte“, markiert sie in Mitteleuropa einen Wendepunkt vor der Französischen Revolution.

Im Jahr 2024 – im Jetzt – stehen wir vor nicht unähnlichen Krisen: Es herrscht große Ungleichheit auf der Welt und es gibt weiterhin Proteste dagegen. Für Deepika Arwind sind diese Widerstandsaktionen, selbst wenn sie wie die Bauernproteste scheitern, von großer Bedeutung. Denn sie sagen: Wir sind nicht einverstanden. Sie verlangen Erkenntnis und senden Wellen in die Welt. Proteste sind für die Demokratie unverzichtbar und beginnen oft mit einer Geste, einem Wort – mit einem Widerspruch. 

Vor diesem Hintergrund lädt Arwind gemeinsam mit ihrem Kooperationspartner Eduardo da Conceição das Publikum im Deutschen Bauernkriegsmuseum zu einer Reise ein: Bilder und Worte bilden eine visuelle Choreographie der Proteste. Auf Tafeln im Stil eines graphischen Romans werden Zusammenhänge hergestellt von damals und heute. Fragmente eines offenen Briefes eines Bauern von 1525 – oder in gewissem Sinne eines jeden Akteurs einer Bewegung – mischen sich dabei mit Gesichtern, Phrasen und Motiven von heute. Diese unterschiedliche Zeitlinien verbinden sich in der zugrundeliegenden Intention aller Bewegungen und Proteste: in ihrem Ethos, ihrem Eifer und in den vielfältigen Stimmen, die gemeinsam laut werden.

Laufzeit

22. September – 17. November 2024

Ausstellungseröffnung

Sonntag, 22. September 2024, 18 Uhr: 
Ausstellungseröffnung Deepika Arwind: Die Kleinigkeit einer Revolution, Dt. Bauernkriegsmuseum Böblingen

Öffnungszeiten

Mittwoch-Freitag 15-18 Uhr
Samstag 13-18 Uhr
Sonntag 11-17 Uhr

Veranstaltungsort

Deutsches Bauernkriegsmuseum Böblingen
Zehntscheuer
Pfarrgasse 2
71032 Böblingen

Anreise

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
In Böblingen hält die S-Bahn S1 (Herrenberg - Kirchheim): Vom Bahnhof aus erreichen Sie unser Museum zu Fuß über die Bahnhofstraße, Richtung Elbenplatz und gelangen von dort in die Pfarrgasse 2 (Zehntscheuer).

Informationen zur Barrierefreiheit

Das Museumsgebäude Zehntscheuer, in dem das DEUTSCHE BAUERNKRIEGSMUSEUM und die STÄDTISCHE GALERIE untergebracht sind, ist barrierefrei.

Rahmenprogramm

Vom 20.09.2024 bis 19.01.2025 findet das neue stadtgeschichtliche Format Stadtforum für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zum Thema „Der Preis ist heiß! – Klimawandel in Böblingen“ statt, das sich auf den Umgang des Menschen mit seiner Umwelt und klimatischen Folgen sowie daraus resultierenden Ungleichheiten etwa in der Nahrungsmittelproduktion befasst.
Weitere Infos

Eintritt

Der Eintritt ist frei!

Die Kunstschaffenden

Deepika Arwind ist eine international preisgekrönte Dramatikerin, Schriftstellerin und transdisziplinäre Künstlerin aus Bangalore (Indien). In ihrer Arbeit zeichnet sie eine psychologische und emotionale Landkarte der Geschlechter und der Politik im gegenwärtigen (bereits bewegten) Moment. 

Eduardo da Conceição ist ein portugiesischer Architekt und Künstler, der in Berlin lebt und der in zahlreichen Künstler*innen-Kollektiven unterschiedliche Disziplinen immer wieder zusammenbringt. In seiner Arbeit integriert Eduardo Elemente der Architektur, des Designs und der Performance und schafft so interaktive Umgebungen, die konventionelle Vorstellungen von Raum und menschlicher Interaktion herausfordern.

Eine Kooperation zwischen der KulturRegion Stuttgart und der Akademie Schloss Solitude, gefördert durch das ifa (Institut für Auslandsbeziehungen).