Neo Muyanga, ganz in Schwarz gekleidet, sitzt im Schneidersitz auf dem Boden und richtet große Gesten an eine oder mehrer Personen, die scheinbar mit ihm im Raum sind.
Neo Muyanga, ganz in Schwarz gekleidet, sitzt im Schneidersitz auf dem Boden und richtet große Gesten an eine oder mehrer Personen, die scheinbar mit ihm im Raum sind.

 Erzählen - Öffnen - Probieren - Sich einlassen - Widersprechen - Zusammenkommen 

Backnang - Gerlingen - Stuttgart

Neo Muyanga

Why we sing together

Im Chor eine neue Gemeinschaft probieren: Gemeinsam die Stimme erheben

Tausende Menschen stampfen im selben Rhythmus auf den Boden, dazu laute, rufende Gesänge – schaut man sich die Massenproteste in Südafrika gegen das Apartheid-Regime von damals an, spürt man es förmlich: da ist etwas in Bewegung. 

Toyi-toyi werden solche Protesttänze und kollektiven Gesänge genannt, die den jahrzehntelangen Befreiungskampf in Südafrika begleiteten. Die Befreiungsbewegung des Landes setzte Freiheitslieder strategisch ein, um die Gewaltexzesse des Systems ans Licht zu bringen – um die Welt auf die Ungerechtigkeit und die Unterdrückung von Schwarzen Menschen1 aufmerksam zu machen. Was auch gelang: Die Freiheitsmusik Südafrikas wurde gehört – und die Abneigung der Weltöffentlichkeit gegen das Apartheid-Regime wuchs. 1994 führte der Widerstand schließlich zu dessen Ende. 

Im Gesang die Stimme gegen die Obrigkeiten zu erheben, sich singend im Kampf gegen Ungerechtigkeit zu verbinden: das ist in Südafrika und in Teilen der afrikanischen Diaspora seit langem alltägliche Praxis. So verbündeten sich Aktivist*innen, die in Amerika gegen die Jim-Crow-Gesetze kämpften, welche eine Trennung von weißen2 und Schwarzen Menschen vorsahen, mit Aktivist*innen gegen die Apartheidgesetze in Südafrika. Oder mit Garveyiten, die Mitte des 20. Jahrhunderts in der Karibik und auf dem afrikanischen Kontinent ein Ende der Kolonialherrschaft forderten.

Bekannte Musiker*innen wie Miriam Makeba spielten bei den weltumspannenden Befreiungskämpfen in der afrikanischen Diaspora eine prägende Rolle: In ihren Protestliedern erzählte sie davon und verfasste darin Antworten gegen die Systeme der Unterdrückung. 

Der Komponist und Chorleiter Neo Muyanga knüpft an diese jüngere südafrikanische Tradition an – und bringt sie ins Jetzt nach Baden-Württemberg. Bei seinem Projekt »Why we sing together« geht es darum, Menschen durch den Akt des Singens zusammenzubringen.

Im Rahmen des JETZT!-Festivals gründet Muyanga einen Pop-up-Chor, der sich aus Mitgliedern dreier Städte – Stuttgart, Backnang und Gerlingen – zusammensetzt. Ziel ist es, durch gemeinsames Singen unterschiedlichste Menschen – mit und ohne Gesangskenntnisse, Jung und Alt, mit und ohne Migrationsgeschichte – zusammenzubringen und, angestoßen durch die Musik, sich auszutauschen: Anhand von Protestliedern werden Fragen der gesellschaftlichen und privaten Krisen verhandelt und eigene Lieder verfasst. 

Der Chor versteht sich dabei als »diskriminierungssensibler Raum« – er probiert sich als neuer Ort, wo man als emphatische Gemeinschaft zusammenkommt, um die Krisen von heute gemeinsam zu bewältigen. Wo ein Geist der Zugehörigkeit entsteht – und im besten Fall dauerhafte Brücken der Verständigung zwischen den drei beteiligten Städten gebaut werden. Durch einen gemeinsamen Chor werden im Jetzt Verbindungen aufgebaut, die auch in Zukunft Bestand haben.

Während des Festivals sind in den beteiligten Kommunen öffentliche Proben und Konzerte von »Why we sing together« zu sehen. Außerdem entwickelt Neo Muyanga eine Dokumentation des Entstehungsprozesses als Video-/Soundinstallation, die in den beteiligten Kommunen an öffentlichen Orten präsentiert wird.

 

1) Schwarze Menschen ist eine Selbstbezeichnung und beschreibt eine von Rassismus betroffene gesellschaftliche Position. »Schwarz« wird großgeschrieben, um zu verdeutlichen, dass es sich um ein konstruiertes Zuordnungsmuster handelt und keine reelle Eigenschaft, die auf die Farbe der Haut zurückzuführen ist. (Quelle Glossar für diskriminierunssensible Sprache, Amnesty International)
2)»weiß« bezeichnen ebenso wie »Schwarz« keine biologische Eigenschaft und keine reelle Hautfarbe, sondern eine politische und soziale Konstruktion. (Quelle Glossar für diskriminierunssensible Sprache, Amnesty International)

Proben- und Aufführungstermine

  • Freitag, 6.9.2024, 19 Uhr: nichtöffentliche Probe in Stuttgart, St Maria als, Tübinger Straße 36
  • Donnerstag, 12.9.2024, 19 Uhr: nichtöffentliche Probe in Gerlingen, Petrushof, Kirchstraße 42
  • Dienstag, 17.9.2024, 20 Uhr: nichtöffentliche Probe in Backnang, Stiftskirche
  • Mittwoch, 18.9., 19 Uhr: nichtöffentliche Probe in Gerlingen, Gemeindehaus der Lukaskirche, Blumenstraße 23/2
  • Samstag, 21.9.2024, ab 17 Uhr: Im Rahmen der Festivaleröffnung im Württembergischen Kunstverein, Stuttgart 
  • Dienstag, 24.9.2024, 20 Uhr: Backnang, Stiftskirche
  • Mittwoch, 25.9., 19 Uhr: Gerlingen, Petrushof, Kirchstraße 42
  • Dienstag, 1.10.2024, 17 Uhr: Backnang, Stiftskirche
  • Freitag, 4.10.2024, 18 Uhr: Stuttgart, im Innenhof des Alten Schlosses
  • Montag, 7.10.2024, 17.30 Uhr: Gerlingen, Europaplatz, im Rahmen der Verleihung des Gerlinger Lyrikpreises
  • Samstag, 12.10.2024, ab 17:30 Uhr: Im Rahmen des Festivalabschlusses, Franck-Areal, Ludwigsburg

Teilnehmende gesucht!

Jedes Alter oder Geschlecht, jede Orientierung und Herkunft ist herzlich willkommen. Musik- oder Chorerfahrungen sind gerne gesehen, aber keine Voraussetzung – das Wichtigste ist Freude am gemeinsamen Singen und die Motivation, Zeit und Energie in das Projekt zu investieren. Die Proben werden auf Deutsch und Englisch stattfinden. Neo Muyanga wird ein neues Stück eigens für den Pop-up-Chor komponieren. Wünsche für ein weitere gemeinsame Stücke können gerne im Vorfeld eingebracht werden! Es wird auch Raum für Improvisation und eigene Impulse für das Werk geben.

Kontakt

Bei Fragen und Interesse melde dich gerne bei:
Lara Treffeisen, KulturRegion Stuttgart
treffeisen@kulturregion-stuttgart.de
0711.22029800

Einstündiger Schreibworkshop im Rahmen einer Chorprobe mit Yeama Bangali

Musik spricht zu uns, erzählt Geschichten. Doch wie finden wir Worte für die Stimmungen und Emotionen, die wir wahrnehmen? Wie können wir auf musikalischer und sprachlicher Ebene unsere Stimme erheben und Themen wie Zugehörigkeit verhandeln? Im Schreibworkshop begeben wir uns mithilfe von kurzweiligen Kreativitätsübungen auf die Suche nach Antworten. Weitere Infos

Eintritt

Der Eintritt ist frei!

Die Kunstschaffenden

Neo Muyanga wurde in Soweto/Südafrika geboren. Er studierte die Tradition des italienischen Madrigalchors in Triest/Italien. Neo Muyanga schreibt musikalische Theaterstücke, Chorstücke und hat eine Vielzahl an Stücken für Kammerensembles und große Ensembles vorzuweisen. Weiterhin geht er sowohl als Solokünstler als auch in verschiedenen Bands auf Tour. Neo Muyanga ist Mitbegründer der Pan-African-Space-Station, die wegbereitender, panafrikanischer Musik und Klangkunst im Netz ein digitales Zuhause bietet.

Chorleitung

Die in London und Villingen-Schwenningen aufgewachsene Mezzosopranistin Florence Awotula tritt regelmäßig als Solistin auf. Ihre besonderen Liebe gilt deutschen, englischen und französischen Kunstliedern. 2023 schloss Sie ihr Gesangsstudium an der HMDK Stuttgart ab. Sie ist als Sängerin, Gesangspädagogin und Chorleiterin aktiv.

 

Eine Kooperation zwischen der KulturRegion Stuttgart und der Akademie Schloss Solitude.