Grafik: Schriftzug »Ich brauch' ein Sabbatical« in Blau auf pinkem Hintergrund. Der Schriftzug »Schabbatjahr« schlängelt sich in einem dreidimensional anmutenden Weiß, das an eine Nudel erinnern soll, um das blaue Wort »Sabbatical«.
Grafik: Schriftzug »Ich brauch' ein Sabbatical« in Blau auf pinkem Hintergrund. Der Schriftzug »Schabbatjahr« schlängelt sich in einem dreidimensional anmutenden Weiß, das an eine Nudel erinnern soll, um das blaue Wort »Sabbatical«.

Ich brauch' ein Sabbatical

»Ich brauche ein Sabbatical«. Vier einfache Worte, die das Gefühl zum Ausdruck bringen, genug malocht zu haben. Stattdessen sehnt man sich nach Arbeitsruhe, Erholung und Sonderurlaub. Vielleicht sehnt man sich auch nach einem Tapetenwechsel, einer Weltreise, oder nach Zeit für eine spirituelle Erneuerung. 

Doch schauen wir das Plakat genauer an, entdecken wir, wie das Wort »Sabbatical« von einem zweiten Wort umschlängelt ist, und zwar »Schabbatjahr«. Und plötzlich spürt man beim »Sabbatical«, nach dem wir uns sehnen, eine verborgene Geschichte und eine tiefere historische Einbettung, die einem vielleicht ungewiss ist. Denn das Wort »Schabbat« ist uralt. Und alle kennen ihn als den jüdischen Ruhetag.

Wie konnte aber der jüdische Ruhetag so weit durch Zeit und Raum wandern, dass er plötzlich da ist, wo man ihn nicht erwartet? In unserer Alltagssprache? Auf diesem Plakat? Und was hat das mit dem Sabbatical zu tun, das wir uns so dringend wünschen?

Schabbat wird aus der Schöpfungsgeschichte abgeleitet. Man erinnert sich daran, dass der Schöpfer am siebten Tag ruht. Die Zeit wird eingeteilt. Was für ein Umbruch!

Die Arbeitszeit wird eingeschränkt. Dabei ist der Ruhetag nicht bloß ein Tag, um die eigene Arbeitskraft wiederherzustellen. Schabbat ist die Krönung der Woche. Der Ruhetag wird zu etwas Heiligem erklärt, um an das Heilige bei den Menschen zu denken. An die Würde der Menschheit. Wir sind keine Maschinen. Wir sind nicht da, um zu schaffen, noch um ausgebeutet zu werden. Und diese Wahrheit, diese Haltung, soll über allem stehen – am Schabbat.

Aber was hat es mit einem Schabbatjahr auf sich? Am siebten Jahr soll auch das Feld ruhen und nichts Neues gepflanzt werden. Auch die Schulden werden in diesem Schabbatjahr (»Schmittajahr« im hebräischen) gestrichen, denn man soll wieder frei werden.

Und die Geschichte bleibt nicht stehen. Gute Ideen sterben einfach nicht. Sie sind ansteckend. Sie werden weiterentwickelt - mal mit, mal ohne Glauben. Forderungen nach einem 8 Stunden Tag, nach einem Wochenende, nach einem geregelten Feierabend, nach Urlaubszeit sowie nach dem Sonderurlaub, dem »Sabbatical.«

Zugegeben, die Geschichte ist lang und komplex. Und um zu erklären, wie das alles genau kam, braucht man Zeit, viel viel Zeit. Vielleicht sogar ein ganzes Schabbatjahr?

KulturRegion Stuttgart