Grafik: Schriftzug »Blß kein' Zoff« in Blau auf pinkem Hintergrund. Der Schriftzug »Zoff« schlängelt sich in einem dreidimensional anmutenden Weiß, das an eine Nudel erinnern soll, um das blaue Wort »Zoff«.
Grafik: Schriftzug »Blß kein' Zoff« in Blau auf pinkem Hintergrund. Der Schriftzug »Zoff« schlängelt sich in einem dreidimensional anmutenden Weiß, das an eine Nudel erinnern soll, um das blaue Wort »Zoff«.

Bloß kein' Zoff

ZOFF.
Ein kurzes, hartes Wort. 
Es klingt nach Krach, nach Ärger.

Also der Anfang vom Ende? Oder vielleicht auch umgekehrt?

Möglicherweise beginnt die Geschichte dieses Wortes genau dort, wo eigentlich etwas aufhört: beim »Sof«, dem hebräischen Begriff für »Ende«. Im jiddischen gab und gibt es die Redewendung »mieser Sof« als ein »böses Ende«. Doch Sprache entwickelt sich laufend weiter und so wurde aus dem »Sof« der »Zoff«, der sich im Deutschen bis heute als Ausdruck für Streit behauptet.

Also - Bloß keinen Streit! Bloß kein‘ Zoff!

Oder vielleicht doch eher: Zofft Euch? Für weniger Zoff?

Für kultivierten Streit. 

Denn sich zu »zoffen« bedeutet keinen blinden Zorn, keine verletzende Eskalation. Natürlich eine Meinungsverschiedenheit, auch mal heftig, aber auf Augenhöhe. Eine Kultur des Streitens, in der es nicht um das Gewinnen geht, sondern um das Verstehen. Der andere ist kein Feind, sondern ein Gegenüber. Jemand mit einer anderen Perspektive – und gerade die ist wertvoll.

Zoff kann daher ein Geschenk sein – wenn wir uns darauf einlassen. Wenn wir Mut haben, die Stimme zu erheben, aber vielleicht noch mehr Mut, uns auch anderen Perspektiven zu öffnen. Dann wird ein Streit zur Klärung. Macht Luft, ohne sie zu nehmen. Sodass wir uns danach in die Augen blicken können – nicht errötend, sondern mit Verständnis: Ich habe dich gehört.

Guter Zoff ist unbequem, ja. Aber auch notwendig. Denn ohne ihn gärt das Unausgesprochene, bis es sich entlädt – schmutzig, verletzend, zerstörerisch.

Wir brauchen mehr Zoff. Mehr offenen, ehrlichen, respektvollen Streit. Zoff, der uns reibt, nicht reißt. Der uns fordert, nicht verletzt. Der uns auseinanderbringt, um uns wieder zusammenzuführen.

Zoff als Brücke, nicht als Bruch.
Zoff, nicht als letztes Wort, sondern als ein Anfang des Verstehens.

KulturRegion Stuttgart