Eröffnung des Festivals "Unter Beobachtung" der KulturRegion Stuttgart 2020
Themenausstellung beim Festival „Unter Beobachtung“ der KulturRegion Stuttgart 2020
Kunstprojekt "I’m after me" von Bernd Oppl beim Festival „Unter Beobachtung“ der KulturRegion Stuttgart 2020
Kunstprojekt "Remote Ludwigsburg" von Rimini Protokoll beim Festival „Unter Beobachtung“ der KulturRegion Stuttgart 2020

Vor dem Hintergrund einer immer transparenter werdenden Gesellschaft untersuchte die KulturRegion Stuttgart die changierende – oder sich sogar auflösende – Grenze zwischen Privatheit und Öffentlichkeit.

In diesem Spannungsfeld beschäftigte sich das Projekt mit wichtigen aktuellen Themen wie der Überwachung im öffentlichen Raum, Datenspeicherung und Datenklau, sozialen Medien und ständiger Verfügbarkeit sowie Strategien des Rückzugs.

Gibt es noch Rückzugsorte, um sich als Individuum zu schützen und zu behaupten? Wo sind die Refugien, Idyllen oder Freiräume, in denen wir Zuflucht finden? Können Kunst und Kultur solche Rückzugsmöglichkeiten sein? Oder stehen wir letztlich doch immer unter Beobachtung?

Nationale und internationale Künstler*innen verschiedener Sparten befassten sich mit diesen Fragen und entwickelten in den 21 teilnehmenden Kommunen Kunstwerke zu den Themen »Unter Beobachtung« und »Kunst des Rückzugs«. Dabei wurden z.B. Überwachungsszenarien (de-)konstruiert, (Selbst-)Inszenierungen von Menschen in der Öffentlichkeit arrangiert, vorhandene Rückzugsorte in den Städten inszeniert oder neue aufgespürt und erschaffen. Leerstehende Gebäude, Brachflächen oder Parkanlagen wurden ebenso in Szene gesetzt wie Kirchen, Bushaltestellen oder ein Rathausturm.

In einem regionsweiten Festival, das vom 25. September bis 18. Oktober 2020 stattfand, wurden die Kunstwerke als facettenreiches Themenfeld inszeniert.

Kunstwerke in den Kommunen

Eröffnung des Festivals am 25.9.2020

Abschlussfest im Kunstverein Wagenhalle

Fokustage

In Ergänzung zu den Kunstwerken wurde auf jede beteiligte Kommune während der Dauer des Festivals ein spezieller Fokus der Aufmerksamkeit gelegt. Bei diesen Fokustagen wurden mittels Konzerten, Lesungen und Diskussionen oder Festen weitere Zugänge zum Festivalthema geschaffen. Besucherinnen und Besucher der jeweiligen Kommune bekamen dabei u.a. die Möglichkeit, mit den Künstlerinnen und Künstlern ins Gespräch zu kommen und einmalige Aktionen an den Kunstwerken mitzuerleben.

Zentrales Rahmenprogramm

Festivalzentrum

Das Festivalzentrum diente an zentraler Stelle in der Landeshauptstadt als offener Treffpunkt und Ort der Begegnung, aber auch als Rückzugsraum mitten im öffentlichen Leben der Stadt. Auf dem Pariser Platz im Europaviertel nahm es in einer begehbaren Skulptur, die eine Schollenlandschaft nachahmte, Form an. 

Kunsterlebnistouren

Bustouren mit der Kunstvermittlerin Sara Dahme und künstlerischen Interventionen luden dazu ein, die Kunstprojekte in der ganzen Region zu besuchen.

Themenausstellung »Unter Beobachtung«

Die renommierte Kunstgalerie Villa Merkel, Galerie der Stadt Esslingen am Neckar, war Gastgeber für die Ausstellung »Unter Beobachtung« vom 20.9. bis 15.11.2020. Insgesamt neun künstlerische Beiträge umkreisten mit unterschiedlichen Zugängen die Fragen zu überwachter und manipulierter Gesellschaft. 

Kinoprogramm

Ein filmisches Begleitprogramm griff die Festivalthemen der Beobachtung und des Rückzugs auf und wurde in Kooperation mit regionalen Kinos gestaltet. 

Symposium »Die überwachte Gesellschaft«

Zum Festivalthema »Unter Beobachtung. Kunst des Rückzugs« veranstaltete die KulturRegion Stuttgart in Kooperation mit der Evangelischen Akademie Bad Boll am 12.10.2020 ein Symposium, das sich mit der zunehmenden Überwachung des Individuums in einer digitalisierten Gesellschaft beschäftigte.

Publikumsüberwachung

Mit jedem Klick im Internet, jeder Benutzung des Smartphones und bei jedem Einkauf hinterlassen wir bekanntlich Spuren, veröffentlichen gewollt oder ungewollt Informationen über uns. Um für die freiwillige Preisgabe von Daten, aber auch für Datenklau auf spielerische Weise zu sensibilisieren, wurde das Publikum während des Festivals überwacht. Eine an verschiedenen Punkten installierte Infrastruktur ermöglichte es, die Besucherinnen und Besucher zu zählen und ihre Bewegungen nachzuverfolgen – selbstverständlich in einem datenschutzrechtlich unbedenklichen Rahmen.

Der künstlerische Leiter Gottfried Hattinger

Der Österreicher Gottfried Hattinger war bereits künstlerischer Leiter und Kurator diverser großer Festivals (u.a. »ars electronica«, »steirischer herbst«, »SPIELART Festival München«). Von 2011 bis 2017 leitete er das »Festival der Regionen« in Oberösterreich. Hattinger wurde 1950 im oberösterreichischen Geboltskirchen geboren und absolvierte die Kunstschule Linz. Er konzipiert und gestaltet Festivals, Zyklen und Ausstellungen – mit Vorliebe in Zwischengebieten der zeitgenössischen Kunst und Kultur, Performance und Theater, Bildenden Kunst, Klangkunst und Musik, alten und neuen Medien.

Gottfried Hattinger lud für das Projekt »Unter Beobachtung. Kunst des Rückzugs« Künstler*innen ein, sich mit wichtigen aktuellen Themen zu beschäftigen. »Als Ergebnis stellen wir uns ein breit gefächertes, humorvolles Festival auf hohem künstlerischen Niveau vor, das auf leichtfüßige Weise die gesellschaftlichen Fragestellungen ins Bewusstsein bringt.« 

Partner und Förderer

Wir bedanken uns ganz herzlich bei den teilnehmenden Kommunen und Künstler*innen sowie den Förderern und Partnern des Projekts.